Home-Office und Disziplin macht auch Selbstständigen immer wieder zu schaffen. Umso schwerer ist es für Menschen, die bisher ihren Büroalltag außer Haus verbracht haben. Dort ist jeder in bestimmte Abläufe eingebunden bis zu Gesprächen in Kaffeepausen mit Kollegen.
Zum Home-Office gibt es recht unterschiedliche Aspekte. Es gibt kein klares „Ja“ oder „Nein“ dafür oder dagegen, sondern es ist häufig eine Typ-Frage. Deshalb fällt es auch nicht jedem leicht die notwendige Disziplin aufzubringen. Manchen lässt sich aber durchaus erlernen
Home-Office und Disziplin sind Übungssache
Home-Office und Disziplin bedingen sich gegenseitig. Natürlich gibt es vehemente Stimmen dagegen nach dem Motto: Ich habe auch so alles „im Griff“. Vor allem Selbstständige meinen damit, dass Chaos kreativ mache.
Ganz so einfach ist es nicht. Wer als Angestellter im Home-Office arbeitet, hat auch oft ein Raumproblem. Weder Küchentisch noch Couchtisch eigenen sich für konzentrierte Arbeit. Dazu kommt die Ablenkung, die ein Blick durch Küche oder Wohnzimmer bringt. Oft ist das mit dem Gedanken verknüpft: „Eigentlich müsste/könnte ich noch …“ Home-Office und Disziplin wird auch nicht durch einen abgetrennten Arbeitsraum erleichtert. Denn da schleichen sich andere Verhaltensweisen ein.
Das zeigt auch eine Studie zur Arbeit im Home-Office. Vor allem fehlt den Mitarbeitern der persönliche Austausch direkt am Arbeitsplatz. Und so wurstelt manch einer allein vor sich hin. Ein Problem, das viele erlebt haben, die sich als Einzelunternehmer selbstständig gemacht haben.
Das kreative Chaos – ein Märchen
Andererseits genießen viele die Arbeit zu Hause, weil sie sich ihr „ganz persönliches Arbeitsklima“ schaffen können. Das birgt allerdings die Gefahr, dass man nachlässig wird, und zwar sich selbst gegenüber genauso wie in seinem Umfeld. Diese Nachlässigkeit wirkt sich letztendlich auf die Leistung aus oder zwingt zu Arbeitszeiten bis in die späten Abendstunden.
Ein Arbeitszimmer könnte sogar eine gewisse Nachlässigkeit fördern, denn Sie können ja bequem alles liegen lassen.
Diese Disziplinlosigkeit sieht nach einer Weile so aus:
- Der Weg zum Arbeitsplatz führt aus dem Bett in die Küche und mit der Kaffeetasse direkt an den Arbeitsplatz vor den PC. Wer das Haus nicht verlässt, wird oft nachlässig mit sich selbst. Der PC und mit ihm das Internet sind die Nabelschnur zur Außenwelt. Arbeit und Privates vermischen sich. Die Tätigkeiten fließen ineinander.
- Arbeitszeiten werden flexibel genutzt, sodass die Mittagspause mal länger ausfallen kann, es ist ja auch noch der Abend übrig, der sich dann oft bis in die Nacht ausdehnt. In den Pausen wird jedoch oft nicht gegessen, sondern zum Surfen im Internet genutzt. Aufstehen und Bewegung beschränken sich vielfach auf den Weg in die Küche oder auf die Toilette.
- Mit der Zeit sind sämtliche freien Flächen mit Unterlagen bedeckt. Das Aufräumen wird verschoben. Zudem brauchen Sie viele Unterlagen auch am nächsten Tag. Es besteht scheinbar keine Veranlassung diese wegzuräumen.
Passiert oben beschriebenes hin und wieder, ist nichts dagegen einzuwenden. Wird aber eine Regel draus, kann das unangenehme Folgen haben. Mit der Zeit lernen Sie sicher, sich in Ihre Arbeit zu vertiefen und die Dinge um sie herum nicht mehr wahrzunehmen.
Motivation schwindet
Motivation kommt aus Energie. Energie kommt jedoch nicht allein aus dem Kaffee, sondern benötigt Bewegung. Fehlt der „äußere“ Anstoß, kommen Sie selbst schwerer in Bewegung. Das gilt auch mental. Deshalb gehören Home-Office und Disziplin zusammen.
Ich denke da an die fünf Kugeln, bei der man die äußerste Kugel anhebt und sie auf die stehenden Kugeln fallen lässt. Die Kugeln erscheinen fast unbewegt. Die letzte Kugel schwingt jedoch sichtbar aus, bevor sie wieder zurückschwingt und den Impuls gewissermaßen zurückgibt. Der zurückschwingende Impuls fehlt im Home-Office oft.
- Wenn die Fremdwahrnehmung fehlt, ist die Eigenwahrnehmung umso wichtiger. Wen von Zeit zu Zeit aus einem Spiegel ein ungepflegtes Gesicht ansieht, verliert tatsächlich schneller die Lust an der Arbeit. Legere Kleidung muss keine Jogginghose und kein Schlabber-T-Shirt sein.
- Dem körperlichen Bewegungsmangel folgt der geistige Bewegungsmangel, Konzentration und Kreativität nehmen ab. Gesundheitliche Probleme bleiben auf Dauer nicht aus, vor allem wenn der Bewegungsmangel mit unkontrolliertem Essen einhergeht.
- Am häufigsten höre ich, dass man sich in seiner „Unordnung“ gut zurechtfindet. Kreatives Chaos nennen es viele und merken gar nicht wie viel Zeit sie mit Suchen verbringen und wie oft sie ein und dasselbe Stück Papier wieder in Hand nehmen.
Denken Sie daran: Sie sind nicht allein mit Ihren Schwierigkeiten
Spätestens wenn einem an „die Decke auf den Kopf zu fallen“ beginnt, müssen Sie dieser mangelnden Disziplin entgegenwirken. Denn damit beginnt Ihre Motivation zu schwinden, der Arbeitseifer nimmt rapide ab. Letztendlich schleichen sich Fehler ein.
Arbeiten mit System
Freiheit bedeutet Eigenverantwortlichkeit. Es ist keiner mehr da, der an Verpflichtungen erinnert. Es gibt keine frechen Bemerkungen, wenn Sie unordentlich bei der Arbeit erscheinen. Und der Arbeitsplatz muss schon deshalb aufgeräumt sein, damit Kollegen etwas finden.
Dafür ist man im Home-Office nun ganz allein verantwortlich. Das fällt schwerer, als sich das viele vorstellen. Deshalb ist es wichtig jedem Tag eine Struktur zu geben.
- Der Arbeitstag zu Hause sollte genauso gestartet werden, wie bisher fürs Büro. Deshalb sollte der Weg zum Arbeitsplatz im Home-Office wie beim Weg in ein Büro in die Firma regelmäßige Körperpflege einschließen.
- Neben Pausen und Mahlzeiten ist regelmäßige Bewegung notwendig. Dazu gehören auch Spaziergänge an der frischen Luft.
- Ein aufgeräumter Arbeitsplatz lässt Energien fließen. Das erleichtert das Denken und lenkt nicht ab. Zudem geht keine Zeit durch Suchen verloren. Deshalb sollten Sie abends Ihren Arbeitsplatz genauso verlassen, wie Sie es bisher im Büro Ihrer Firma getan haben.
Strukturen des Arbeitsalltags im Home-Office anpassen
Besonders am Anfang fällt es schwer, den Arbeitstag konsequent zu strukturieren, ohne die Motivation zu verlieren. Hier helfen Ihnen Gespräche mit Kollegen per Videokonferenz, bei denen Sie schnell erkennen, dass auch diese mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Zum einen stellen Sie fest, dass Sie mit Ihren Problemen nicht allein sein, zum anderen können Sie sich gegenseitig Tipps geben. Sich über Video austauschen ist ein Vorteil, da sie einen gewissen persönlichen Kontakt herstellen können.
- Allerdings müssen Sie dabei darauf achten, dass Sie Firmeninterna nicht über Videoplattformen wie z. B. Zoom besprechen. Wenn Ihre Firma keine speziellen Angebote für Videokonferenzen macht, dürfen Sie diese offiziellen Plattformen nur außerhalb der Arbeitszeiten verwenden.
Die Kehrseite ist sich zu viel zuzumuten. Vor allem Frauen, die zu Hause arbeiten, versuchen Haushalt und berufliche Tätigkeit perfekt auszuführen. Das geht auf Dauer auf die Substanz und kann auch zum Burn-Out führen.
Das könnte Sie auch interessieren
- Motivation im Home-Office – nicht immer leicht
- Die richtige Zeiteinteilung – nicht rund um die Uhr verfügbar sein
- Burn-Out – der Stress, der im Kopf anfängt
- Home-Office – der Arbeitsplatz im eigenen Heim