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Chaos fördert die Denkfähigkeit

Früher hieß, wer aufräumt ist nur zu faul zu suchen. Heute gibt man einer Eigenschaft einen wissenschaftlichen Anstrich und sagt: „Chaos fördert die Kreativität in der Problemlösung.“ Kreativität ist immer gut, bedeutet sie doch neue Ideen, Entwicklung, Innovation und letztendlich Gewinn, der durchaus für Auge, Ohr oder Geist bestehen kann. Für mich ergibt sich die Frage, ist Chaos wirklich von Vorteil. Denn oft ist das eine gute Ausrede für ein Schreibtisch-Chaos.

Schreibtisch-Chaos empfindet jeder anders

In Firmen ist es allgemein gewünscht, dass der Arbeitsplatz vor Verlassen in Ordnung gebracht werden soll. „Clean-Desk-Policy“ nennt sich diese Anordnung in schönstem Denglisch und wird nun von Forschern nun in Frage gestellt.

Sie fanden heraus, dass mit steigendem Schreibtisch-Chaos, die Kreativität und Schaffenskraft der Probanden stieg, dass sie sogar produktiver wurden. Das mag für die Testsituation durchaus stimmen, im Alltag wird ein Sachbearbeiter damit nicht zurecht kommen.
Untermauert wird diese These gerne mit einem Zitat von Albert Einstein.

Schreibtisch-Chaos
Schreibtisch-Chaos für die Kreativität?

Ich glaube, es ist zunächst mal wie so oft, es lässt sich nichts verallgemeinern. Dazu kommt, dass es auch auf die Aufgabenbereiche ankommt. Nachvollziehbar ist für mich die These durchaus, denn ich schaffe in Sekunden alles in meinem Umfeld in ein Chaos zu verwandeln und bin trotzdem leistungsfähig.

Jeder kann von seinem persönlichen Chaos erzählen und witzelt, dass es nur Probleme gibt, wenn man seine Tasse Kaffee nicht mehr findet. Tagsüber ist da nichts dagegen einzuwenden. Aber die Forscher meinen, dass das Chaos bis zum nächsten Tag bleiben soll. Das erinnert mich an nicht aufgeräumte Kinderzimmer. Kinder brauchen ihre Spielwelt, um sich weiterzuentwickeln. Arbeit soll natürlich Spaß machen, aber eine Grundordnung sollte vor Arbeitsbeginn meines Erachtens vorhanden sein.

Ordnung hilft Strukturen aufzubauen

Bei Routinearbeiten ist Schreibtisch-Chaos für mich kein Problem. Konzentriert kann ich aber nur arbeiten, wenn meine Gedanken frei sind und dazu gehört auch der Platz auf meinem Schreibtisch und im Umfeld. Meine Energie „stößt“ gewissermaßen nirgends an.

Sekretärinnen machen immer wieder die Erfahrung, dass bei geordnetem Ablauf auch die Arbeit besser läuft. Im Chaos auf dem Schreibtisch wird mehr nach Belegen und Unterlagen gesucht, was Zeit, Geld und Nerven kostet. Ein übersichtlicher Arbeitsplatz erleichtert den Tagesablauf besser zu koordinieren.
Sicher mögen die Forscher recht haben, wenn sie davon ausgehen, dass liberale Menschen besser mit Chaos zurechtkommen. Das bedeutet aber nicht, dass sie deshalb das Chaos vom Vortag benötigen.

An jedem Schreibtisch geht es bisweilen chaotisch zu. Ärgerlich ist es erst dann, wenn Sie Zeit mit Suchen von Unterlagen „verplempern“. Erstrecht wird ein Schreibtisch-Chaos zum Ärgernis für Kollegen und Mitarbeiter, wenn Sie mal unerwartet ausfallen.

Es gibt mehrere Gründe, warum auf dem Schreibtisch Ordnung herrschen sollte, bevor Sie ihn verlassen:

  • Die Arbeit ist abgeschlossen und Sie nehmen gedanklich nicht noch Teile von der Arbeit mit nach Hause.
  • Am nächsten Tag ergibt sich durch Unterlagen, Notizen und andere Gegenstände, die Sie verwenden, schnell wieder ein Arbeitsumfeld, dem ein gewisses Chaos innewohnt.
  • Besteht an Ihrem Ihrem Arbeitsplatz das Schreibtisch-Chaos vom Vortag, erweitern Sie es zwangsläufig mit zusätzlichen Vorgängen.
  • Letztendlich besteht die Gefahr, Unterlagen mehrfach in die Hand zu nehmen, während Sie etwas anderes suchen.

 
Natürlich müssen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Andererseits werden die Kollegen froh sein, auf einen ordentlichen Schreibtisch zugreifen zu können, wenn Sie einmal ausfallen.

Das gilt vor allem dann, wenn Sie Ihren Arbeitsplatz im Job-Sharing teilen. Stellen Sie sich vor, Sie kommen an einen Arbeitsplatz an dem Sie ein Schreibtisch-Chaos, an dem Sie nichts finden, weil Ihnen Ihr Kollege ein „kreatives Chaos“ zurückgelassen hat.:)

Kreative Berufe

Es gibt die sogenannten kreativen Berufen unter denen Künstler subsumiert werden. Dazu gehören neben Autoren, Malern und Musiker auch Designer aller Art. Bekannt unter den Selbstständigen sind die Webdesigner und Grafikdesigner aber auch Fotografen, die durchaus künstlerisch gestalten.
Sie benötigen ein bestimmtes Arbeitsumfeld, um kreativ arbeiten zu können.

Natürlich werden Kreative am Abend nicht ihre Utensilien, die sie am nächsten Tag benötigen, jeden Abend wegräumen. Das hat aber weniger mit mehr Leistung zu tun, sondern mit Arbeitsorganisation.

Ich habe viele kennen gelernt und stellte immer wieder fest, dass bei erfolgreichen Selbstständigen ein persönliches Ordnungsprinzip eingehalten wird. Das ist deshalb schon wichtig, weil Termine eingehalten und Rechnungen geschrieben werden müssen.

Arbeitsatmosphäre schaffen

Vielleicht ist einfach nur gemeint, jeder soll sich eine persönliche Arbeitsatmosphäre schaffen, in der er sich wohlfühlt. Daneben greifen auch rationale Überlegungen:

  • Arbeitsprozesse zu Ende bringen – wer abschweift, weil er in seinem Umfeld etwas sieht, das ihn ablenkt aus welchem Grund auch immer, benötigt mehr Zeit.
  • Termine einhalten – nicht nur Kunden warten auf Ergebnisse. Erst abgeschlossene Arbeiten ermöglichen ein Einkommen.
  • Zeit sinnvoll nutzen – suchen ist Zeitverschwendung, ein Spaziergang, eine Tasse Kaffee sind Denkprozessen förderlicher als die Suche nach etwas, was dringend benötigt wird.

 
Mit Arbeitsatmosphäre ist ein angenehmes Umfeld gemeint. Dazu gehören Licht, Pflanzen, Luft, Bilder usw. in einem Büroraum oder rund um den Arbeitsplatz. Das gilt für das Home-Office zu Hause genauso wie in einer Agentur, einem Working-Space oder einem regulären Arbeitsplatz.

Büro- und Arbeitsorganisation

In dem Artikel zum Forschungsprojekt steht, dass die Probanden Studenten waren. Der Arbeitsalltag entsprach also eher einer Laborsituation.

Jeder Mensch ist und arbeitet individuell. Deshalb empfindet Chaos auch jeder anders. Selbstständige können wiederum anders arbeiten als Sachbearbeiter, die mit Kollegen zusammenarbeiten. Die Produktivität ist von mehreren Faktoren abhängig. Ob ein unaufgeräumter Schreibtisch vom Vortag ausschlaggebend ist, wage ich zu bezweifeln.

Der Satz von Einstein dient auch ganz gern dazu, das eigene Chaos zu rechtfertigen. Dabei tut sich der eine oder andere einfach schwer, wenn er ehrlich zu sich ist, Schreibtisch-Chaos zu verhindern. Neben sinnvollen Ordnungssystemen helfen grundsätzliche Ordnungstipps wie:

  • Zeiteinteilung
  • Aufgabenübersicht für den Tag
  • Einen festen Platz für die wichtigsten Arbeitsutensilien
  • Ablagesyteme nutzen

Das restliche Schreibtisch-Chaos während des Tages kommt von ganz allein – garantiert. 🙂

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