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Spracherkennungsprogramme – eine echte Hilfe?

Manche Themen kommen in Wellenbewegungen. Dazu gehört auch die Spracherkennung. Spracherkennungsprogramme, die gesprochenen Text in geschriebenen Text übertragen können, sind immer wieder interessant. Die Idee kam wohl schon mit den ersten elektrischen Schreibmaschinen. Inzwischen wurden die Programme den digitalen Möglichkeiten angepasst.

Wenn keine Sekretärin die Schreibarbeiten in einem Büro übernimmt, werden die Daten an einen Schreibservice weitergeleitet. Ein Schreibservice fungiert als reines Schreibbüro, dem unterschiedliche Texte in unterschiedlicher Form übermittelt werden. Diese Texte sind in Diktiergeräte gesprochen, die anschließend als Daten von einer Schreibkraft in ein Schreibprogramm transkribiert und formatiert werden.
Dies dauert geraume Zeit bis der übermittelte Text in der gewünschten Form dem Auftraggeber wieder vorliegt.

Diese Tätigkeit des Schreibens kann von digitalen Spracherkennungssystemen übernommen werden, die den gesprochenen Text unmittelbar in Schriftform umsetzen.

Spracherkennungsprogramme für bestimmte Berufsgruppen

Es sind vor allem Ärzte und Rechtsanwälte, die gern mit diesen Programmen arbeiten. Müssen sie die Ergebnisse ihre Arbeit oder Gedanken andernfalls in ein Diktiergerät sprechen. Nun können sie gleich ein Spracherkennungsprogramm nutzen. Das soll der Entlastung des Personals dienen.

Aber selbst Wartezeiten, bis der Text zurückkommt, entfallen nicht bei allen Programmen. Grundsätzlich müssen die Texte aus verschiedenen Gründen überarbeitet werden.

Viele Spracherkennungsprogramme erweisen sich wohl als Geduldsspiele, wo manch einer nach zwei Stunden die Lust daran verliert. Meist scheitert der Sprecher wohl dran, dass das Programm trainiert werden muss. Dazu zählen nicht nur die Stimme und Stimmlage, sondern die entsprechenden Fachbegriffe sowie Sprachtempo.

Spracherkennungsprogramme oder Diktiergerät?

Spracherkennungsprogramme sind zwar mit Diktiergeräten vergleichbar, können aber nicht wie diese verwendet werden. Bei Diktiergeräten wird anschließend der Text von einem mitdenkenden Menschen übertragen, der den Text in eine gültige Schriftform bringt.

Grundsätzlich sind beim diktierten Text „äh“ irritierend, sprachliche Unebenheiten wie „nich“ leicht zu überhören oder Dialektfärbungen manchmal unklar „fei net“. Dies kann alles beim Transkribieren durch einen Mensch verbessert werden. Ein Spracherkennungsprogramm kann dies nicht bewältigen.

Die meisten Programme sind vom Sprecher abhängig. Das bedeutet, dass sie durch den künftigen Anwender erst „trainiert“ werden müssen. Das gilt auch für Anwendung bestimmter Fachwörter z. B. im medizinischen Bereich. Inzwischen gibt es auch Sprecher unabhängige Programme. Die sind zwar von Vorteil bei mehreren Nutzern, verfügen aber keinen allzu großen Wortschatz.

Sogenannte Front-End-Systeme können direkt in den Computer gesprochen werden. Allerdings mit den gleichen Schwierigkeiten wie die anderen Spracherkennungssysteme:

  • Das Gerät muss vom Sprecher trainiert werden
  • Es kann nur von einem Sprecher genutzt werden
  • Es muss langsam und deutlich gesprochen werden
  • Alle Satzzeichen müssen mit diktiert werden
  • Die Texte werden ohne Absätze als fortlaufender Text geschrieben
  • Es muss mit ca. zwei bis drei Fehlern pro Satz gerechnet werden

 
Vor allem die drei letzten Punkte erfordern Nacharbeit. Das langsame und deutliche Sprechen ist sehr zeitintensiv. Diese Spracherkennungsprogramme scheinen mir damit in erster Linie für Menschen geeignet, die sehr langsam schreiben.

Eine Mischform aus Spracherkennungsprogramm und Transkription, wie Linguatec, halte ich für weniger sinnvoll. Über den Text könnte ich auch erst nach 24 Stunden verfügen. Zudem kommt er ohne Satzzeichen zurück und ich müsste Korrektur lesen, da kein Satz fehlerfrei zu sein scheint. Der Zeitaufwand für die Verbesserungen steht meines Erachtens in keinem Verhältnis zur Arbeitserleichterung des selber Schreibens.

Insgesamt scheint mir die Technik noch immer nicht ganz ausgereift zu sein. Wer extrem langsam schreibt oder immer wieder ähnliche Texte ausarbeiten muss, für den kann so ein Programm interessant sein. Zeitlich bietet es wenig Erleichterung. Bei den Texten von Ärzten und Rechtsanwälten werden die Sekretärinnen das Nacharbeiten übernehmen. Noch dürfte es für die Sekretärin einfacher sein, den Text gleich vom Diktiergerät richtig zu übertragen.

Der Bayerische Rundfunk hatte drei Programme getestet. Leider stehen diese Ergebnisse nicht mehr zur Verfügung. Kurz zusammengefasst, der Teufel steckt wie immer im Detail und hat viel mit dem Anwender und dessen Stimme zu tun. Theorie und Praxis scheinen doch noch etwas auseinander zu gehen.

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