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Der Selbstständige – das unbekannte Wesen

Der Selbstständige gerät immer wieder in den Focus der Betrachtung. Dabei gibt es DEN Selbstständigen gar nicht. Deshalb möchte ich in diesem Artikel mit einer Reihe von Vorurteilen “aufräumen” und gesamtwirtschaftliche Vorteile der Selbstständigen aufzeigen.

Als ich mich im Juni 2012 zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigte, ging es um eine allgemeine Rentenpflicht auch für Einzelselbstständige mit recht merkwürdigen Vorstellungen, was den finanziellen Rahmen betraf. Inzwischen werden die Honorare, aber auch die Arbeitsbedingungen hinterfragt. Leider werden diese teilweise auch auf den Kopf gestellt, worauf ich später noch eingehe.

Selbstständigkeit von Vorurteilen geprägt

Selbstständige sehen sich einem schlechten Ruf ausgesetzt, wie in einer Fernsehsendung Sascha Lobo (Journalist und Internetexperte) meinte. Offenbar scheinen gewisse Prämissen nicht wirklich bekannt zu sein, die die Selbstständigkeit ausmachen.

Selbstständigkeit hat viele Facetten

Die Selbstständigkeit hat viele Facetten und lässt sich in unterschiedliche Kategorien aufteilen. Hierzu einige Beispiele

  • Der Firmeninhaber, der teilweise eine schon seit Generationen bestehende Firma leitet. Gerade der Mittelstand ist geprägt von diesen Familienunternehmen
  • Der Firmeninhaber, wie der Handwerker, der mit einigen Mitarbeitern, Kunden handwerklichen Service bietet
  • Der Firmeninhaber, der sich über einen längeren Zeitraum ein kleines Unternehmen aufgebaut hat z. B. im IT-Bereich oder in der Werbung
  • Der Franchisenehmer, der ein bestehendes System mit einem Marketingkonzept übernimmt und hierfür mächtig zur Kasse gebeten wird
  • Der Einzelunternehmer als Freelancer, der wie der Bürodienstleister einen bestimmten Service anbietet
  • Der Vertriebler, der häufig als Einzelunternehmer im Strukturvertrieb ein Produkt verkauft

 

Der Selbstständige als Freelancer

Meist wird mit DEM Selbstständigen der Freelancer gemeint, der für häufig wechselnde Kunden Aufträge bearbeitet. Es sind Einzelunternehmer, die eigenverantwortlich und unabhängig arbeiten und auf die der Spruch
“der Selbstständige arbeitet selbst und ständig” wohl sehr häufig zutrifft.

Eine Vielzahl dieser Freelancer hat aus der Arbeitslosigkeit und mit vehementer Unterstützung des Arbeitsamtes versucht, eine Idee zu verwirklichen, die sich mehr oder weniger trägt. Komischerweise wird diese Anstrengung gesellschaftlich wenig anerkannt, oftmals sogar belächelt.

Selbst unter etablierten Selbstständigen gilt die These, dass mehr staatliche Regulierung zur „Marktbereinigung“ beitragen würde. „Wenn das Geschäftskonzept nicht ausreicht, um gewinnbringend davon leben zu können, soll sich der Betreffende eben fest anstellen lassen“. Unter diesen Gründern “aus der Not” gibt es, wie ich bei ehemaligen Teilnehmern von „Bürodienste in“ feststellen konnte, durchaus Selbstständige, die wieder ins Angestelltenverhältnis wechseln. Diese Alternative ist aber nicht oft gegeben.

Voraussetzungen zur Selbstständigkeit

Tatsächlich ist nicht jeder für das Unternehmertum geeignet. Dies mag auch ein Grund sein, warum bei Selbstständigen oft an diejenigen gedacht wird, die unprofessionell arbeiten bzw. eine minderwertige Leistung liefern.

Ein auf sich allein gestellter Freelancer muss ein paar grundlegende Fähigkeiten mitbringen:

  • Eine fundierte Ausbildung in der angebotenen Dienstleistung – möglichst mit entsprechenden Nachweisen. Gerade im Bereich Bürodienstleistung erschien es vielen ausreichend einen PC und einen Internetanschluss zu besitzen, um „loslegen“ zu können.
  • Regelmäßige Weiterbildung, die natürlich auch selbst finanziert werden muss
  • Geld für Investitionen. Dass es im Internet alles mehr oder weniger kostenlos gibt, ist ein Trugschluss. Um wirklich sein Unternehmen bekannt zu machen, muss Geld in die Hand genommen werden, um mit Profis zusammenzuarbeiten.
  • Ein strukturiertes Angebot – möglichst auf einer professionellen Website – damit die entsprechenden Kunden der Zielgruppen sich angesprochen fühlen
  • Eine unternehmerische Kalkulation, denn auf den Selbstständigen kommen eine Reihe von Ausgaben dazu, neben der üppigen Krankenversicherung, müssen Rücklagen für Ausfallzeiten geschaffen werden. Dazu kommen diverse Versicherungen und Verbände wie z. B. die IHK. Und nicht zuletzt werden auch irgendwann mal Steuern fällig. Der Vergleich mit einem Stundensatz zu einem Angestellten (vor allem im Dumpinglohnbereich) hinkt also gewaltig.
  • Eine Unternehmerpersönlichkeit! Viele Einzelunternehmer sind eher „Unterlasser“ ein Artikel in der Tageszeitung, ein paar Einträge in Branchenbücher reichen nicht aus, um die gewünschten Kunden zu erreichen. Mit dem Internet ist man erreichbar, ist eine ähnliche Fehleinschätzung. Auch im Internet muss der Selbstständige selbst aktiv sein
  • Selbstbewusstsein, um mit dem Kunden auf Augenhöhe zu verhandeln

 

Honorare und Arbeitsbedingungen für Dienstleister

Inzwischen wird die Bezahlung unter die Lupe genommen. Dabei wurde festgestellt, dass einige Selbstständige so wenig Einkommen haben, dass sie “aufstocken” müssen. Dies soll in Zukunft stark reglementiert werden.

Andererseits wird inzwischen für Arbeitsmodelle im Internet geworben, die allen Ernstes von “digitalen Taglöhnern” sprechen. Clickworker, die in Akkordarbeit ihre Arbeiten abliefern müssen mit Honoraren, die prekäre Lebenssituationen schaffen.

Werbung in kostenlosen Portalen und Kleinanzeigen mit Honoraren um 10,00 /12,00 Euro, haben den gleichen Effekt. Auch ein Einstieg mit “Sonderangeboten” oder zu Dumpingpreisen führt letztendlich zur Geschäftsaufgabe.

Selbstständigkeit unter diesen Bedingungen und mit geringen Stundensätzen bilden keine Grundlage für ein langfristiges Unternehmen.

Jeder Selbstständige muss zusätzlich Rücklagen zu bilden, um Auftragseinbrüche überbrücken zu können. Das diejenigen, die es ich leisten können auch an Rücklagen für einen angenehmen Lebensabend denken, dürfte selbstverständlich sein. Wer möchte schon nach einem arbeitsreichen Leben zum Schluss nur von einer Grundversorgung leben können.

Selbstständige Einzelunternehmer – Vorteile für alle Beteiligten

Die meisten Einzelunternehmer sind als Dienstleister tätig. Nicht nur, dass sie für ihre Kunden einen wichtigen Service anbieten, sie tragen auch zum Bruttosozialprodukt durch Umsatz und Steuern bei. Aufgrund von Investitionen und Reparaturen erhöhen sie die Nachfrage auch bei anderen Unternehmen.

Diese Selbstständigen verzichten auf staatliche Fürsorge und versuchen ihr berufliches Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Komischerweise wird von einem nicht geringen Teil festangestellter Arbeitnehmer angenommen, dass Selbstständige aufgrund der Möglichkeit zu Hause zu arbeiten, ein sorgenfreies Leben führen. Sicher gibt es auch diese Bohemiens, aber das dürfte eher die Ausnahme als die Regel sein. Im Gegenteil, die Arbeit im Home-Office hat ihre Tücken.

Wer sich einmal selbstständig gemacht hat, kommt nicht daran vorbei, sich weiterzuentwickeln. Dabei muss das Geschäftsmodell ständig verbessert werden und den Kundenwünschen angepasst werden. Diese Weiterentwicklung bringt allen Vorteile:
 
Für Unternehmen, die Dienstleistungen outsourcen möchten:

  • Auch wenn aufgrund des Internet der Datenaustausch recht einfach ist, können Angebot und Leistung von einem Unternehmen in einem persönlichen Gespräch verifiziert werden, da diese Selbstständigen ihren Service überwiegend regional anbieten (können)
  • Selbstständige in einem ähnlich gelagerten Berufsfeld wie z. B. Bürodienstleister können sich in Kooperationen zusammenschließen und decken damit eine breitere Palette von Kundenwünschen ab
  • Flexible Arbeitszeiten, Erfahrung und Wissen durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufgaben

 
Für Selbstständige:

  • Kooperationen von qualifizierten Dienstleistern erweitern die Angebotspalette und ergänzen Schwachstellen im Angebot. Sie fördern die Sicherheit nur einen Teil eines Auftrages anzunehmen oder gleich an eine andere Fachkraft weiterzugeben. Ein solches Nein, macht einen wesentlichen besseren Eindruck als unzureichende Ergebnisse.
  • Regionale Verbünde ermöglichen zusätzlich einen persönlichen fachlichen Austausch sowie Informationen rund um die Selbstständigkeit
  • Nutzen von Synergien

 
Für die Allgemeinheit:

  • Entlasten der Ausgaben im Sozialbereich. Auch wenn sie nicht ins Rentensystem einzahlen
  • Schaffen neuer Arbeitsplätze
  • Vergabe von Aufträgen an andere Einzelunternehmen
  • Als flexible Dienstleister ermöglichen sie Unternehmen in Handel und Industrie viele Aufgaben outsourcen zu können und entlasten damit die Unternehmen bei Personalkosten
  • Ein großer Teil der Selbstständigen sorgen über die Gewerbesteuer für die Infrastrukturmaßnahmen und soziale Einrichtungen in den Kommunen

 
Selbstständige erfüllen in dem eingangs beschriebenen Umfeld sehr unterschiedliche Anforderungen. Jeder hat Verantwortung für sein Unternehmen und sei es nur ein Ein-Mann-Betrieb. Gebratene Tauben fliegen Unternehmen nicht in Mund. Durch ihre Teilnahme am Wirtschaftskreislauf tragen sie über ihre Steuern indirekt zur die Umlage für die aktuellen Rente bei, denn die Rente wird durch Steuermittel bezuschusst.

Anstelle von VorURteilen sollten die Vorteile einer professionellen Selbstständigkeit erkannt und gefördert werden.

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