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Farbe auf der Website – sie muss dem Besucher gefallen

Die neue Seite ist im Netz, aber die Besucher bleiben laut Statistik nicht lang, Kunden lassen sich über die Seite nicht generieren.
Dabei ist die Website doch „cool”, schick und „stylisch“. Eine andere möglichst völlig neue Herangehensweise an ein Thema sollte den Besucher ehrfurchtsvoll vor dem Computer erstarren lassen. Erstarrung möglicherweise ja, aber diese Erstarrung weicht schnell und der zufällige Besucher verlässt fluchtartig diese Seite. Was passiert?

Farbe, die irritieren kann

Bisher wurde doch im Alltag die Treffsicherheit des Geschmacks bewundert. Das persönliche Umfeld hat sich nicht negativ geäußert. Was läuft trotzdem falsch?

Zunächst, das persönliche Umfeld ist eher nicht repräsentativ für die regelmäßigen Nutzer des Internet. Zu leicht wird übersehen, die Welt des Internets ist eine andere. Da sind

  • Bildschirmauflösungen
  • Unterschiede in der Farbdarstellung von PC zu PC
  • insgesamt eine völlige andere Sichtweise als in den gewohnten Medien wie Zeitung und Fernsehen. Dabei liegt die Beschränkung in der Unterscheidungsfähigkeit des menschlichen Auges einerseits und in der Darstellungsfähigkeit der Monitore des Nutzers andererseits

Innovative Ideen erlauben natürlich auch innovative Farben oder eine eigenwillige Farbzusammenstellung. Auch der Designer dieser Seite konnte sich vor nicht allzu langer Zeit vorstellen, einmal richtig in den Farbtopf zu langen. Kritische Tester dieser Seite sind angenehm überrascht, was auch mit kräftigeren Farben möglich ist. Dennoch sollten Sie die Farbe orange wie in diesem Beispiel mit Bedacht wählen.

Jede Farbe wird von einzelnen Menschen unterschiedlich empfunden, auch deshalb, weil zu einer Farbbezeichnung viele verschiedene Farbtöne gehören.
Es gibt eben nicht “das Blau”, sondern viele verschiedene Blautöne. Das gilt auch für alle anderen Farben. Dazu kommt, dass auch Farben in unterschiedlichen Kulturkreisen unterschiedlich empfunden werden. Die farbenfrohen Filme aus Bollywood zeigen dies sehr deutlich. Wie Farben wirken zeigt eine Aufstellung des Frauenhofer Instituts in einer ausführlichen Übersicht.
Deshalb sollten die Grundlagen der Farbenlehre bekannt sein, denn es gilt:

  • rot als leidenschaftlich bis aggressiv,
  • gelb für Sonne und Licht, aber auch für Nervosität
  • grün für Natur und Ruhe
  • blau schließlich für Vernunft
    Sicher ein Grund, warum es für Büroseiten und in der EDV so häufig verwendet wird.

Wirkung von Farben

Die Wirkung von Farben darf insbesondere bei der Websiteerstellung nicht unterschätzt werden.

Natürlich ist diesen Regeln nicht streng zu folgen, diese Grundlagen sollten Sie deshalb in die Überlegungen zur Farbauswahl einbeziehen.
Wer früher mal bei Porsche gearbeitet hat, hat natürlich ein Faible für rot – möglichst “porscherot”. Nun verbindet die Farbenlehre eben mit rot auch Angriffslust. Bietet jemand z. B. Büroservice an, wird rot möglicherweise als beängstigend empfunden, bei Vertriebsdienstleistung kann es andererseits den notwendigen „Biss“ unterstreichen.

Schwarz übrigens erfordert ganz besondere Überlegungen und bietet sich nur für eine wirklich kleine Zielgruppe an. Da dies bewusst ist, wird versucht, das Triste des Schwarz durch besonders grelle Farbtupfer oder bunte Schrift zu relativieren. Der Effekt ist meistens verheerend, denn dem Besucher flimmern je nach Bildschirm die Augen und verlässt in weniger als einer Sekunde die Seite.

Sicher ist eine Spielerei mit Farben erlaubt und bei ähnlichen Angeboten sogar erforderlich. Im Trend sind z. B. auch alle möglich Produkte, die „naturbelassen“ sind. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass hier grün in allen möglichen Variationen als Farbe im Vordergrund stehen muss.
Gängig für einzelne Branchen ist:

  • Pastellfarben = Kosmetik
  • Öko = grün
  • Büro = grau / weiß + blau oder rot usw.
    Denken Sie ruhig über originelle Variationen nach.

Wichtig ist dabei Farbkombinationen so zu wählen, dass die für den User wichtige Farbenharmonie gewährleistet wird.

Farbenfehlsichtigkeit
Auf Farbenfehlsichtigkeit, umgangsprachlich als Farbenblindheit bekannt, sollte nach Möglichkeit bei der Websiteerstellung Rücksicht genommen werden. Ein guter Webdesigner zeichnet sich auch dadurch aus, dass er darüber Bescheid weiß und die Unterschiede der Farberkennung zu berücksichtigen versucht.

Zielgruppe

Ein wesentliches Problem bei der Websitegestaltung ist, dass die Seite nicht unbedingt dem Seitenbetreiber, sondern dem Besucher gefallen muss. Da muss manch einer über seinen Schatten springen, ganz besonders was die Einstellung zu Farben betrifft. Hier hilft die Weisheit:”Der Wurm muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken”
Ein Abweichen von der Norm kann von Zeit zu Zeit auch effektiv sein. Andererseits, Naturprodukte und schwarz oder Motorräder und rosa sind zwar außergewöhnlich, wird aber kaum Besucher auf der Seite halten. Produkte sollten durch die Farbgebung nicht in den Hintergrund treten.

Farben unterstreichen die Seriosität des Unternehmens oder bewirken eben auch das Gegenteil, denn Farben liefern Botschaften aufgrund der damit verbundenen Assoziationen. Für spezielle Zielgruppen wie z. B. nur Frauen, nur Senioren, nur Männer etc. haben diese Assoziationen durchaus ihre Berechtigung.

Auch für einen Bürodienstleister gilt, dass die Farbe zum Image der Branche passen muss. Dennoch muss nicht jeder, der Bürodienstleistungen anbietet, hellgrau in Kombination mit rot oder blau wählen.

So habe ich bei den Regionalportalen die Landesfarben berücksichtigt. Insbesondere bei Baden-Württemberg führt das zuweilen mit der adaptierten schwarz-gelb Anpassung zu Irritationen.

Farbe und Text

Es zeigt sich, dass dunkle Schrift auf weißem Hintergrund noch immer am besten zu lesen ist. Natürlich empfinden das viele als langweilig. Nicht selten gibt es einen bunten Reigen verschiedener Schriftfarben über alle Seiten verteilt. Nur wer es zu „bunt“ treibt, strapaziert das Konzentrationsvermögen des Lesers stark, möglicherweise so stark, dass dieser schnell aufgibt. Ein Besucher, der das Interesse an dem Angebot auf diese Weise verliert, ist ein verlorener Kunde.

Immer wieder verwendet und äußerst problematisch ist schwarzer Hintergrund mit heller Schrift. Dies ist in den allermeisten Fällen kaum bis gar nicht lesbar.

Grundsätzlich ist anzumerken, Hintergrund und Schrift müssen in Kontrast zu einander stehen. Dabei gilt die Regel: Dunkle Schrift auf hellem Grund. Umgekehrt ist bis auf wenige Ausnahmen kontraproduktiv und sollte im Bereich Bürodienstleistung ausgeklammert bleiben!

Farbe und Bilder

Neben einem Firmenlogo werden auch häufig Bilder zum Text verwendet. Bei kräftigen Hintergrundfarben kann es passieren, dass Bilder hier in zu starkem Kontrast zum Hintergrund stehen oder kaum gesehen werden. Beides kann nicht im Interesse des Betreibers sein, denn mit den Bildern soll ja ein bestimmter Effekt erzielt werden.

Ein Blickfang neudeutsch “Eyecatcher”, darf nicht von der Seite ablenken, im schlimmsten Fall sogar das Auge des Betrachters belasten. Das geht schneller, als einem lieb ist. Besonderes grelle Farben oder Farbeffekte führen oft zu Augenflimmern. Der Besucher kann den Text nicht mehr richtig lesen, selbst wenn er vom Produkt überzeugt ist, da er aufgrund einer Empfehlung diese Seite besucht.

Farben auf Websites unterstreichen Aussagen

Farben insbesondere auf der Website treffen Aussagen, sprechen auch das Unterbewusste an. Auf der Seite The Psychology of Color in E-Commerce wird dies anhand einiger anschaulicher Beispiele gut aufgezeigt.
Die Gefahr Geld und Zeit für die falschen Schwerpunkte zu investieren ist groß. Die Überwindung, dass der eigene Geschmack zwar wichtig für die Website aber nicht ausschlaggebend ist, kostet einige Kraft und auch Überzeugungsarbeit eines guten Webdesigners.
Die Website ist der Teil des Marketings, der im Verhältnis zu den entstehenden Kosten den größten Nutzen bringen kann. Und das nicht nur für eine Kampagne, sondern über Jahre. Deshalb muss eine Website auch farblich mit der bestmöglichen Sorgfalt umgesetzt werden.

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4 Gedanken zu „Farbe auf der Website – sie muss dem Besucher gefallen“

  1. Liebe Frau Radtke,

    das ist ein wirklich gut recherchierter Artikel. Und ich bin voll und ganz Ihrer Meinung.
    Verwendete Farben müssen – neben der Benutzerfreundlichkeit – sich von denen der Mitbewerbern abheben, aber sie sollen auch zum Unternehmer passen und nicht zuletzt zum Besucher der Website.
    Auf meinem Blog zeige ich einen kleinen Farbtest, mit dem man sein eigenes Sehvermögen bzgl. Farbunterschiede testen kann: http://www.septembermorgen.com/online-farbtest/
    Das ist sehr ineressant, weil deutlich wird, wie sensibel das Thema Farben/Farbnuancen am Monitor doch ist.

    Viele Grüße
    Katja Schweiker

    Antworten

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