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Bore-out – wenn sich Langeweile breit macht

Jeder kennt Burnout, die permanente Überlastung im Beruf oft inklusive Privatleben. Inzwischen wissen viele, wie sich Burnout äußert und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Stress abzubauen.

Das Pendent zur Arbeitsüberlastung ist Langeweile, das Bore-out, mit ähnlichen Stresssymptomen.

Wenn der Arbeitstag gar nicht vorübergehen will, ist das genauso stressig, wie für jemanden, der vor Arbeit kaum noch zum Atmen kommt. Lässt sich das z. B. an Supermarktkassen nicht vermeiden, weil die Kassen nicht passend zum Kundenaufkommen besetzt sind, so ist Leerlauf bei Arbeiten in Büros vermeidbar, aber leider doch oft gegeben.

Bore-out – die Arbeit füllt Sie nicht aus

Es ist nicht immer reine Langeweile, die den Arbeitsalltag für viele unerträglich macht, sondern das Gefühl der Unterforderung. Zu viele Routinetätigkeiten und zu wenig Aufgaben, in denen Eigeninitiative gefragt ist, sind demotivierend. Bis zu drei Stunden verbringen manche Angestellten mit „Privaten oder Nichtstun“, schreibt die Süddeutsche Zeitung in dem Artikel „Bore-out-Syndrom – laaangweilig“.

Vor allem fehlen anspruchsvolle oder verantwortungsvolle Aufgaben, aber auch Abwechslung in den Abläufen.

Durchhänger hat auch der Selbstständige und so „büchst“ der Angestellte wie der Selbstständige aus, indem er sich Privatem widmet und E-Mails schreibt oder im Internet surft:
  • Sein nächstes Urlaubsziel aussucht und teilweise sogar gleich bucht.
  • Online einkauft.
  • In den sozialen Netzen unterwegs ist.

 
Das kostet nicht nur mehr Zeit als vermutet, das kann sogar zu Abmahnungen führen, denn im Allgemeinen ist das Surfen oder Chatten während der Arbeitszeit strikt verboten.

Der Aufenthalt im Internet in einer Phase der Langeweile, kann sogar dazu führen, dass Sie die Zeit später durch (unbezahlte) Überstunden aufarbeiten müssen, weil in den sozialen Netzen das Zeitgefühl verloren geht und Arbeit zum Arbeitsende dann doch nicht vollständig erledigt ist.

Langeweile macht kreativ

Neulich hörte ich wie ein Kind zu seiner Mutter sagte: „Mir ist so langweilig.“ Die Antwort hat mich beeindruckt: „Langeweile macht kreativ“.

Sind zwischen Projekten Phasen des Leerlaufs absehbar, können Sie diese Zeit durchaus sinnvoll nutzen:

  • Festplatte putzen
    Eine Arbeit, die oft auf aufgeschoben wird und ausgerechnet in arbeitsintensiver Zeit zu unnötige, Zeitaufwand führt.
  • Software vertiefen
    Programme werden nur zu einem Bruchteil der Möglichkeiten genutzt. In Überbrückungszeiten haben Sie endlich die Möglichkeit, Ihre Kenntnisse in Programmen, die sie häufig nutzen oder die Sie besonders interessieren, zu vertiefen.
  • Neuorganisation von eigenen Abläufen
    Versuchen Sie Ihre Arbeitsabläufe so zu organisieren, dass keine Leerläufe mehr entstehen oder als Vorbereitung für ein Gespräch mit Ihrem Chef.
  • Mit einem Kollegen Kaffee trinken
    Den Kopf zwischendurch mal „auslüften“. Ein Bekannter erzählte mir, dass er als nicht Nichtraucher gerne bei den Rauchern stehe, weil hier oft anregende Gespräche geführt werden. Gespräche, die ihm durchaus bei seiner Arbeit neuen Input geben. Statt den Kaffee lustlos am PC zu trinken, kann hier eine gemeinsame Kaffeepause den gleichen Effekt erzielen.
  • Mit dem Chef sprechen
    Im internationalen Vergleich sind die Vorgaben bei Arbeitsabläufen besonders hoch, deshalb kann ein Gespräch mit dem Chef bewirken, dass er größere Handlungsspielräume einräumt.

 
Vor allem das Gespräch mit dem Vorgesetzten wird gescheut, da viele Angestellte fürchten, den Arbeitsplatz zu verlieren oder nur noch in Teilzeit arbeiten zu dürfen, mit der entsprechenden finanziellen Einbuße. Wenn Sie Ihre Arbeitsabläufe anders organisiert haben, können Sie Ihrem Chef Vorschläge machen, wie Ihr Tätigkeitsfeld sinnvoll erweitert werden kann.

Andererseits neigt der Angestellte zu der Vorstellung, dass er beschäftigt sein muss. So täuscht er Arbeitsüberlastung vor und gerät damit in einen Teufelskreis, weil er so nie einen Tätigkeitsbereich angeboten bekommt, der seiner Kompetenz entspricht, schlimmer vorhandene Kompetenzen können verkümmern.

Ruhephasen bewusst zur Entspannung nutzen

Natürlich sorgt die Anwesenheitspflicht in vielen deutschen Büros für das Symptom des Bore-outs, weil der Angestellte nach Zeit und nicht nach Leistung bezahlt wird. Hier ist der Selbstständige klar im Vorteil. Hat er einen Arbeitsvorgang abgeschlossen, kann er eine beliebige Pause einlegen und Energie für die nächste Aufgabe tanken.

Bore-out vermeiden - entspannen © Bürodienste-in
Entspannen – nichts tun – Energie tanken
© Bürodienste-in
Wer also Leerlauf hat, weil er sein Pensum erfüllt hat, sollte diese Zeit für echte Entspannung nutzen. Auch „Nichtstun“ will gelernt sein und verhilft zu neuer Energie. Wer Aufgaben hat, die ihm zeitliche Spielräume gönnen, kann sich eben öfter mal eine kleine Auszeit gönnen.

Dabei bieten sich verschiedenen Möglichkeiten an:

  • Nichts tun – etwas, was am Anfang wirklich schwer fällt. Nichts denken, nichts anfassen, nur bewusst atmen und wenn möglich den einen fixen Punkt vor dem Fenster betrachten.
  • Entspannungsübungen für Augen, Hals, Nacken und Rücken, denn bei der sitzenden Tätigkeit werden diese Körperteile besonders in Mitleidenschaft gezogen.
  • Für Bewegung sorgen oder wenn möglich an die frische Luft gehen.

Büroarbeit neu organisieren – mehr im Home-Office arbeiten

Schon zu Beginn der 90ger Jahre sagte meine damalige Chefin, ihr sei es egal, wo ich meine Arbeit erledige, Hauptsache sie sei termingerecht fertig. Ich arbeitete damals als technische Redakteurin und es war wirklich unerheblich, ob ich die Dokumentation zu einem Gerät zu Hause oder im Büro fertigstellte.

Nun gab es damals noch kein Internet, so dass der Austausch unter der Kollegen vor Ort notwendig war. Zudem fand ich es auch schön, mit dem gesamten Team in persönlichem Kontakt zu bleiben. Ich konnte also beides in Anspruch nehmen: den Arbeitsplatz zu Hause und den Arbeitsplatz im Büro des Unternehmens.

Der flexible Arbeitsplatz ist immer wieder ein Thema und findet vor allem als Home-Office neben begeisterten Anhängern genauso viele Skeptiker.

Während die Anhänger die Vorteile hervorheben wie:

  • Entzerrung des Verkehrs und umweltfreundlich
  • Unabhängigkeit des Arbeitnehmers
  • Mehr individueller Spielraum der Arbeitszeitgestaltung
  • Hohe Motivation
  • Einsparung der Kosten für einen permanenten Arbeitsplatz im Unternehmen

 
sehen Skeptiker in erster Linie die Schwachstellen

  • Fehlende Kontrolle zu den Arbeitsvorgängen
  • Zu wenig persönlicher Austausch unter den Kollegen
  • Angst vor Datenverlust
  • Bereitstellung des Equipment durch das Unternehmen
  • Versicherungsrechtliche Fallstricke

 
Das Unternehmen Yahoo löste vor drei Jahren alle Heimarbeitsplätze auf. Die Kommentatoren waren sich nicht sicher, ob das mehr Kontrolle bedeute oder ob die Teamarbeit wieder im Vordergrund stehen solle. Genutzt hat es nichts, denn Yahoo steht zum Verkauf. Zu einem Arbeitsplatz gehört auf alle Fälle eine gute Arbeitsatmosphäre, in der die Mitarbeiter kreativ Ideen einbringen können.

Flexible Arbeitsplätze schaffen

Flexible Arbeitszeiten werden bei uns immer noch mit Gleitzeit gleichgesetzt, wobei die Kernzeit mit einer verpflichtenden Anwesenheitszeit einen wesentlichen Anteil hat.

Früheres Beenden der Arbeit, weil das Tagesgeschäft schnell erledigt werden konnte, führt zu Irritationen. In einer Serie im ZDF geht der neue Verwaltungsangestellte immer, wenn er sein Pensum erledigt hat oder kommt später, weil er seinen Arbeitsaufwand für sein Pensum richtig abschätzen kann. Wird am Anfang noch die Leistung bezweifelt, wachsen die Irritationen vor allem bei den Vorgesetzten. Frei geschaltete Tage fallen bürokratischen Vorschriften zum Opfer, wie nicht genehmigte Urlaubsanträge oder Kontrollbesuche durch die vorgesetzte Behörde. Das System ist schwerfällig, der Neid der Kollegen ist wahrscheinlich „Warum geht der schon?“. Dazu kommt die latente Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren: der eine, weil er ständig “frei” hat, die Kollegen, weil sie diesem Tempo nicht Schritt halten können.

Es sind genau dieses Zeiten, die durch zügige Arbeit abgesessen werden müssen, die die Gefahr eines Bore-outs erhöhen und gleichzeitig die Arbeitsleistung senken. Denn mit dem Bore-out gehen ebenso Konzentrationsstörungen einher, die Fehler bei Arbeit erhöhen.

Auch die völlige Auflösung eines festen Arbeitsplatzes ist immer wieder im Gespräch, da der Laptop überall einsetzbar ist und mit einem papierlosen Büro keine weiteren Utensilien benötigt werden. Das Experiment mit einem wechselnden Arbeitsplatz ist in einer amerikanischen Werbefirma gescheitert. Der Mensch ist eben doch ein Gewohnheitstier und braucht bei seiner beruflichen Tätigkeit ein konstantes Umfeld.

Das zeigt auch die Anekdote zu Thomas Mann in der WiWo, der solange eine Schreibblockade hatte, bis er seinen Schreibtisch im Exil wieder nutzen konnte.

Bore-out bzw. Langeweile hat viele Ursachen

Wer die Ursachen erkennt, kann aktiv werden. Arbeitsmodelle müssen also überdacht werden. Allen voran steht die Frage, ob Tätigkeiten in bestimmten Zeiten erledigt werden müssen oder ob eine korrekte Ausführung im Vordergrund steht. So kann jemand, der zügig arbeitet und die Technik zu nutzen weiß in sechs Stunden das erledigen, wozu jemand anders eben mehr Zeit benötigt. Nicht die aufgewendete Zeit sollte für die Bezahlung ausschlaggebend sein, sondern das Resultat. Effizientes Arbeiten wird jedenfalls durch Bezahlung nach Leistung und nicht nach Arbeitszeit gefördert.

In Schweden geht man gerade diesen Weg und hat die Arbeitszeit auf sechs Stunden verkürzt. In dieser Zeit wird konzentriert und damit effektiv gearbeitet. Leerläufe entstehen dabei nicht. Wir brauchen, wie Huffington Post schreibt, eine „Revolution auf dem Arbeitsmarkt“.

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1 Gedanke zu „Bore-out – wenn sich Langeweile breit macht“

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